Hundesuche (nicht nur) in Corona-Pandemie-Zeiten: Wo finde ich meine Fellnase?
„Natürlich kann man ohne Hund leben, es lohnt sich nur nicht.“ Heinz Rühmann
Eines stand von Anfang an fest: Ein Leben ohne Hund geht nicht. Wann und wie der neue Mitbewohner bei uns einzieht, stand allerdings noch eine Weile im Raum. Dass sich die Suche nach einer Fellnase alles andere als einfach gestalten würde, v. a. während der Corona-Pandemie, war uns dabei tatsächlich nicht bewusst. Hier berichten wir von unserer Hundesuche und was dabei zu beachten gilt.
Der Wunsch nach einem Hund schlummert sicher in vielen. Durch die Pandemie mit mehr Zeit im eigenen Zuhause konnten viele diesen Wunsch zur Realität machen. In 2020 wurden 25 Prozent mehr Hunde als in regulären Jahren neu registriert laut Tierschutzorganisation Tasso. Die Nachfrage ist also groß. Und wir sind mittendrin.
Naive Hundesuche (wie früher: in Kleinanzeigen): Mix-Rüde, wo bist du?
An den neuen WG-Hund wurden recht allgemeine Anforderungen gestellt: gern ein Mischling, gern ein Rüde, gern mittelgroß und gern einen Welpen oder Junghund für viele gemeinsame Jahre. Wir waren also nicht sehr eingeschränkt in unseren Vorstellungen vom neuen Mitbewohner und begaben uns auf die Hundesuche.
Nützliche Links zur Hundesuche
Hunde finden im Tierschutz
- tierschutz-berlin.de
- www.tiervermittlung.de
- shelta.tasso.net
- zergportal.de
- www.tierheimhelden.de
- gluecksfellchen.info
- www.hunde-adoption-direkt.de
Hunde aus der Zucht
Ganz naiv sind wir auf die üblichen Online-Suchportale gegangen und waren gelinde gesagt schockiert: über das veränderte Angebot ebenso wie die gestiegenen Preise. Wo sind die zufällig entstandenen Unfall-Mixe? Wo sind die Dorfhunde? Wo sind die Mischlinge? Und wieso liegen viele Hunde mittlerweile in der Preisklasse eines Rassehunds vom Züchter?
Vorweg zur Schutzgebühr: Eine Schutzgebühr ist immens wichtig, denn sie deckt nicht nur eventuelle Kosten, sondern dient letztlich vor allem dem Schutz der Tiere. Wie sonst soll auch nur ansatzweise sichergestellt werden, dass der Wunsch nach einem Hund keine Schnapsidee, sondern andauernd ist, dass es ein Bewusstsein für Kosten und Verantwortung über viele Jahre hinweg gibt und dass die Hunde mit einem guten Gefühl in das neue Zuhause geschickt werden können?
Uns war durchaus bewusst, dass die Schutzgebühr mittlerweile höher sein wird als 2009, als wir uns für Milo entschieden hatten. Aber was in Kleinanzeigen zum Teil als Gebühr für Hundewelpen angegeben wurde, überstieg unsere Vorstellungen um ein Vielfaches. Es kam uns nicht mehr wie eine Schutzgebühr vor, sondern wie ein gänzlich neuer Geschäftszweig mit entsprechenden Preisen.
Mischling, Hybridhund, Designer Dog?
Im Lauf unserer Hundesuche begegneten uns irgendwann die immer gleichen Worte: Cockerpoo, Labradoodle, Golden Doodle etc. Nicht selten wurde so ein Mischling für mehrere Tausend Euro angeboten.
Wir lernten: hier handelt es sich um Hybridhunde oder Designer Dogs, d. h. Mixe zweier ganz bestimmter Hunderassen. Im Fall des Cockerpoo also wäre es ein Mix aus Cocker Spaniel und Pudel.
Es sind wohl gemerkt keine Rassehunde per se. Auch wenn die Rassenamen niedlich abgekürzt und daraus neue Namen kreiert wurden, bleibt es am Ende noch immer ein Mischling.
Gerade im Hinblick auf die vielen Tierschutzhunde, die dringend ein Zuhause suchen, stellt sich die (vielleicht wieder zu naive) Frage: Ist es wirklich nötig, gezielt Hybridhunde zu züchten?
Ein Hund aus dem (Auslands-)Tierschutz?
Also ging es weiter mit der Hundesuche und wir erwogen einen Hund aus dem Tierschutz.
Lokales Tierheim
Die Tierheime jedoch waren mehr oder weniger leer – und bleiben es hoffentlich auch nach der Pandemie. Wir schrieben auf Gut Glück dem Berliner Tierheim, schilderten unsere Umstände und Wünsche.
Wir wurden tatsächlich kurz darauf angerufen wegen einem Chihuahua-Mix namens Milo (ausgerechnet!). Aus einem Chihuahua-Mix wird aber selbst mit viel Hoffen kein mittelgroßer Hund und wir sagten schweren Herzens ab. Das Tierheim versicherte uns aber, dass sie sicher noch am gleichen Tag ein neues Zuhause finden würden.
Online-Plattformen
Zusätzlich schauten wir im Internet. Auf Online-Plattformen tummelten sich hunderte Anzeigen von Welpen aus v. a. Osteuropa. Dabei waren im Kopf all die Warnungen, wie häufig mit diesen Tieren illegaler Handel betrieben wird und dass sie häufig zu jung und ungeimpft seien und nicht selten nach kurzer Krankheit sterben würden. Stichwort: illegaler Online-Welpenhandel.
Wichtig zu wissen, ist folgendes: Welpen dürfen nur mit einer gültigen Impfung gegen Tollwut (ab Ablauf der 15. Lebenswoche) nach Deutschland gebracht werden, die Händler müssen eine Erlaubnis nach §11 Tierschutzgesetz haben.
Es gibt wirklich eine große Zahl an Hunden, die ein schönes Zuhause suchen. Neben den geltenden Tierschutzregeln erschwert die Pandemie eine Vermittlung natürlich zusätzlich. Wir waren aber bereit dafür, hätten gern einen Tierschutzhund aufgenommen und waren pandemiebedingt bereit länger zu warten.
Wie aber trennt man als Laie die Spreu vom Weizen und findet seriöse Vereine, die gesunde und muntere Hunde vermitteln? Wir sind Empfehlungen gefolgt und haben es über etablierte Portale probiert, die wir auch hier verlinken.
Bewerbung, Rückmeldung und Check als Besitzer
Beworben haben wir uns auf einen Hund bei Hunde Adoption direkt via Tiervermittlung.de und können nur Gutes berichten: wir wurden nach unserer Meldung auf die Hundesuche angerufen, unsere Lebenssituation wurde abgefragt, unsere Motivation, unsere Erfahrung, unsere Verantwortung in Bezug auf möglichst viele Hundejahre Lebenserwartung usw.
Wir waren beeindruckt, wie sehr sich mit uns als möglichen Hundebesitzern auseinander gesetzt wurde, v. a. wenn man bedenkt, dass wir eine Anfrage auf einen Hund gestellt hatten. Auf einen Hund kommen schnell viele Anfragen, es gibt viele suchende Hunde bei vielen Organisationen. Dabei immer auf Qualität bei den möglichen neuen Besitzern zu achten, ist sicher nicht leicht bei der Vielzahl der Anfragen. Hut ab vor dieser Leistung!
Unseren Wunschkandidaten haben wir zwar nicht erhalten, wurden aber auf eine Liste gesetzt, um direkt kontaktiert zu werden, sobald es einen potentiellen Hund gibt, der zu uns passen könnte. Dass wir nämlich gute Hundebesitzer wären, wurde schnell klar, was uns natürlich freut.
Intermezzo: Ist ein Garten ein Garant für ein glückliches Hundeleben?
Ein weiteres Thema, mit dem wir immer wieder konfrontiert wurden: Wir leben in einer Berliner Mietwohnung und haben keinen Garten. Das ist scheinbar ein wirklich großes Problem.
Uns ist nur nicht ganz klar, warum genau das so gesehen wird. Ja, wir leben in der Großstadt. Aber wir fahren auch so oft es geht mit dem Hund in die Natur. Wir erkunden sämtliche Parks mit dem Tier. Wir ermöglichen so viel geistige und körperliche Auslastung, wie es sinnvoll ist, ohne das Tier zu überanstrengen. Warum also soll ein Hund bei uns per se ein schlechteres Leben haben als bei jemandem mit Haus und Garten auf dem Land?
Bedeutet ein Zuhause in dörflicher Umgebung und mit Garten ums Haus herum unwillkürlich auch, dass der Hund durchgängig gut versorgt wird und dass ihm gemeinsame Zeit und Beschäftigung geboten werden? Wenn das Rudeltier den eigenen Garten nie verlässt und (aus welchen Gründen auch immer) kaum Zusammensein mit dem Besitzer möglich ist: Ist dieser Hund dann glücklicher als ein Hund in der Stadt?
Der Wohnort allein sollte kein Ausschlusskriterium sein. Ohne andere Faktoren wie die folgenden sagt das nicht viel aus:
- Ist man bereit, die Verantwortung für ein anderes Leben für ein oder zwei Jahrzehnte zu übernehmen?
- Gibt es die Bereitschaft zur intensiven Beschäftigung (Spaziergänge, Spiele, Lernen etc.), zur Erziehung (nicht nur in den ersten Monaten, sondern fortwährend über das gesamte Hundeleben hinweg) und zum Rudelleben (gemeinsame Hobbies, Hundekumpel, Unternehmungen)?
- Wie und wo wird gearbeitet? Kann der Hund dorthin mitkommen?
- Wie lange wäre der Hund im Regelfall allein? Gibt es für die längere Betreuung einen Hundesitter oder eine Hundetagesstätte (HuTa) zum Ausgleich?
- Wären Abstriche im eigenen Leben in Ordnung, damit der Hund z. B. mit in den Urlaub genommen werden kann?
- Ist eine Versorgung gesichert bei Krankheit (von Mensch wie Hund)?
Zurück zu unserer Hundesuche: Rassehunde vom Züchter
Kurzzeitig haben wir übrigens auch mit dem Gedanken gespielt, einen Hund aus einer Rassezucht zu holen. Die Preise sind nicht so viel höher als die in den Online-Kleinanzeigen. Hier wäre aber der große Vorteil die anerkannten und streng kontrollierten Züchter des Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) e. V. Bei den über 250 verschiedenen Hunderassen in den Zuchtvereinen des VDH wären wir sicher fündig geworden.
Diese Überlegung wurde innerhalb eines Tages über den Haufen geworfen, denn plötzlich ging alles recht schnell.
Einen Hund finden über Vitamin B: Kontakte
Wir haben für die Hundesuche zusätzlich sämtliche Freunde und Verwandte aktiviert und sie gebeten, Augen und Ohren offen zu halten: „Wenn ihr irgendetwas seht oder hört, dann sagt uns bitte Bescheid!“. Und genau das tat ein Familienmitglied:
Und wurde eine Anzeige in einer kleinen regionalen Zeitung aus Mecklenburg geschickt: Terrier-Mischlingswelpen, ab Juni, 400 Euro. Einen Anruf später wussten wir, dass leider schon alle Welpen reserviert waren. Der Besitzer war selbst sehr überrascht über den ungewöhnlichen Ansturm auf seine Anzeige. Er bot uns zudem an Fotos per E-Mail zu senden und wir könnten Interesse für einen bestimmten Hund bekunden, wenn wir das möchten. Wir würden dann auf die Warteliste gesetzt werden.
Gesagt, getan. Die Bilder wurden inspiziert und wir haben „Rüde zwei“ ins Herz geschlossen. Wir schrieben eine E-Mail, schilderten unsere Lebensumstände, erzählten, wie wir ein Leben mit Hund organisieren würden, und meldeten unser Interesse für „Rüde zwei“. Die E-Mail wurde versandt, wir machten uns jedoch nicht viel Hoffnung, ehrlich gesagt. Am Abend kam tatsächlich die überraschende Nachricht: „Rüde zwei“ sucht wieder ein Zuhause, weil ein Interessent abgesprungen ist.
Welpen-Besuch und baldiges Rudelleben
Nach einem kurzen Besuch bei den Welpen mit Mutterhündin – natürlich mit Test, Maske und Abstand im Freien sowie massig Hormonen auf unserer Seite – haben wir uns entschieden: „Rüde zwei“ wird tatsächlich bei uns einziehen. Der Besitzer macht einen rundum guten Eindruck, gibt die Welpen nicht zu früh ab, damit sie noch genügend Zeit bei der Mutter verbringen können, lässt sie tierärztlich versorgen und beantwortet alle Fragen sehr geduldig.
Wir haben übrigens beschlossen, ihn nicht „Rüde zwei“, sondern „Floki“ zu nennen. In der Zwischenzeit waren wir schon zweimal zu Besuch und holen Floki bald zu uns. Wir freuen uns sehr!
Fazit
Falls ihr gerade auf der Hundesuche seid – und wir gehen stark davon aus, dass ihr deswegen hier seid und bis zum Ende gelesen habt – denkt also in verschiedene Richtungen. Es gibt nicht den einen richtigen Weg bei der Suche nach einem Hund.
Wichtig ist, dass ihr Angebote kritisch hinterfragt und geduldig seid. Ob nun aus einer Zucht, dem Tierschutz oder über Kontakte: Irgendwo wartet genau die richtige Fellnase auf euch. Viel Erfolg bei der Hundesuche!