Hund an Bord: Anreise nach Schottland mit der Fähre
Im Sommer 2024 haben wir uns einen lang gehegten Traum erfüllt und sind mit unserem Hund Floki für zwei Wochen nach Schottland gefahren. Hier versuchen wir alles abzudecken, was ihr für eure eigene Schottlandreise mit eurem Hund beachten solltet: Einreisebestimmungen in das Vereinigte Königreich, die Anreise nach Schottland – hier: Fährfahrt von Amsterdam nach Newcastle – und die Grenzkontrolle mit dem Hund bei der Einreise ins Land.
Für die Vorbereitung unseres Hundeurlaubs in Schottland hieß es zuerst einmal gut recherchieren, denn es ist gar nicht so einfach, mit dem Hund auf die Britische Insel zu kommen. Ein kleiner Spoiler gleich zu Beginn: Wenn man erstmal dort ist, dann lohnt sich die etwas umständliche Überfahrt mit dem tierischen Begleiter total!
Einreisebestimmungen für den Hund
Was also braucht euer Hund alles, wenn ihr nach Schottland reisen wollt? Vor dem Beitritt in die EU war es wohl sehr kompliziert mit dem Hund nach Großbritannien zu reisen. Zum Glück wurden die Gesetze nicht wieder verschärft und es gelten mehr oder weniger die gleichen Bedingungen wie in jedem anderen Land der EU.
Wenn ihr einige wichtige Regeln beachtet, ist die Einreise mit Hunden ins Vereinigte Königreich kein Problem. Ihr braucht:
- Einen gültigen EU-Heimtierausweis
- Eine Mikrochipkennzeichnung ist Pflicht und wird auch bei der Ein- und Ausreise geprüft. Nummer und Ort des Mikrochips müssen im Ausweis vermerkt sein.
- Eine gültige Tollwutimpfung: Die Erstimpfung muss mindestens 21 Tage vor Einreise stattgefunden haben. Die regelmäßige Boosterimpfung wird anerkannt, solange sie im geforderten Intervall stattgefunden hat.
- Bandwurmbehandlung: Die Behandlung sollte mindestens 24 Stunden und maximal 120 Stunden vor der Einreise erfolgt sein. Sie muss ebenfalls durch den Tierarzt im Heimtierausweis dokumentiert sein.
Wir haben häufig gelesen, dass es ein Dokument auszufüllen gilt, in dem versichert wird, dass der Hund nicht in Großbritannien verkauft werden soll. Wir haben es zwar nicht gebraucht, aber es schadet sicher auch nicht es dabei zu haben:
Hundefutter mitnehmen nach Großbritannien
Wenn ihr Essen für euren Hund mitnehmen wollt, dann müsst ihr lediglich darauf achten, dass ihr nicht mehr als 2 Kilogramm Schweinefleisch oder Produkte, die Schweinfleisch enthalten, einführt. Unser Dosenfutter hatte beispielsweise nur Hühnchen, wurde aber auch nicht kontrolliert. Wollt ihr Trocken- oder Feuchtfutter mitnehmen, in dem Schwein oder Wildschwein enthalten ist, dann achtet auf die Originalverpackung mit EU-Kennzeichnung.
Auch hierzu gibt es Informationen auf der Website gov.uk, der Website der Regierung des Vereinigten Königreichs.
Anreise: Flug, Zug oder Fähre?
Grob gesagt gibt es drei Wege, um auf die Insel zu kommen:
- Flug: Ihr bucht einen Flug nach Großbritannien und der Hund wird in einer Box im Frachtraum mitgenommen. Für uns war das allerdings keine Option, da wir unseren Hund Floki gern bei uns haben wollten.
- Zug: Durch den Ärmelkanal gelangt ihr mit dem Zug vom französischen Calais ins englische Folkstone. Das ist sicher mit einer halben Stunde die kürzeste Überfahrt und gut geeignet für Hunde, die beispielsweise ein Problem mit Fährfahrten haben. Da wir ganz in den Norden reisen wollten, war auch das für uns keine Option, da wir sonst noch länger Auto gefahren wären.
- Fähre: Eine der zahlreichen Fähren nehmen, mit oder ohne eigenes Fahrzeug – und genau das haben wir und Hund Floki gemacht.
Tipp
Bucht eure Fähre so früh wie möglich, dann gibt es Frühbücherrabatt, was sich bei den Preisen auf der Fähre wirklich lohnt. So könnt ihr euch nicht nur eine der wenigen Haustierkabinen (grob geschätzt vielleicht etwa 20), sondern auch ein Plätzchen beim Abendbrot oder Frühstück sichern. Zwar kann man das auch noch bei der DFDS-Kontrolle und direkt an Bord buchen, dann ist es aber auch teurer.
Mit der Fähre nach Großbritannien reisen
Es gibt einige Fähren, die über die Nordsee auf die britische Insel fahren. Einen guten Überblick über die verschiedenen Angebote gibt es auf der Website von Cruise & Ferry Center.
Fähr-Verbindungen vom EU-Festland nach Großbritannien sind unter anderem:
- Calais – Dover, Dauer: ca. 1,5 Stunden
- Dünkirchen – Dover, Dauer: ca. 2 Stunden
- Rotterdam – Hull, Dauer: ca. 12 Stunden
- Amsterdam – Newcastle, Dauer: ca. 16 Stunden
Bei den Überfahrten Calais – Dover und Dünkirchen – Dover muss der Hund allerdings ohne seine Menschen im Auto bleiben. Für uns war das ein No-Go. Sowohl P&O Ferries auf der Strecke Rotterdam – Hull als auch DFDS auf der Überfahrt Amsterdam – Newcastle bieten sogenannte Haustierkabinen an, in denen Menschen gemeinsam mit ihrem Hund die (Nacht-)Überfahrt absolvieren können.
Da unser Ziel Schottland und damit eher der Norden war, haben wir uns für die DFDS-Fähre auf der Strecke Amsterdam – Newcastle entschieden. Mehr Details zur Fährfahrt gibt es auf der Website von DFDS.
Vor und nach der Fährfahrt: Grenzkontrolle mit Hund
Wir sind bisher mit unseren Hunden nur innerhalb der EU gereist – auch mit der Fähre, z. B. nach Dänemark – und da waren Grenzkontrollen eher entspannt bzw. gar nicht vorhanden. Also waren wir etwas nervös, als es dieses Mal nach Großbritannien ging, denn die Kontrollen sind wirklich gründlich.
DFDS gibt an, dass man 90 Minuten vor Abfahrt am Check-in sein soll und das ist auch ein wirklich guter Richtwert. Am ersten Schalter werden die Pässe der Menschen gecheckt und der Heimtierausweis des Hundes – und zwar sehr sorgfältig: Es wird überprüft, ob alle Impfungen und auch die Bandwurmbehandlung vorhanden und aktuell sind. Hier wurde auch der Mikrochip von Hund Floki mit einem kleinen Handgerät eingelesen. Das durften wir zum Glück alleine machen und es hat sehr schnell und gut funktioniert.
Danach werden die Pässe der Menschen an der britischen Kontrollstation nochmals kontrolliert und die Gesichter gecheckt. Wir haben vorher auch von Kontrollen der Autos gelesen, z. B. in diesem Blog-Artikel, unser Bulli (VW T6) wurde jedoch nicht begutachtet.
In Newcastle angekommen werden die Pässe erneut überprüft. Den Heimtierausweis wollte niemand mehr sehen, aber wir mussten dem Grenzbeamten einmal unseren Hund Floki zeigen und dann Fragen darüber beantworten, wie lange wir bleiben und warum wir nach Großbritannien wollen. Ausnahmslos alle Kontrollen waren sehr freundlich und fast entspannt.
Tipp
Wenn ihr vorher sowieso beim Tierarzt seid für Impfung etc., lasst den Mikrochip einmal auslesen. So könnt ihr schauen, ob er noch da ist, wo er laut Ausweis sein soll, und wisst bei der Kontrolle genau, wo ihr das Handgerät anlegen müsst. Manchmal wandern die Chips und ihr könnt euch so etwas Panik ersparen.
Mit dem Hund auf der Fähre von Amsterdam nach Newcastle
Sticker und Autodeck
Wir sind mit dem Bulli nach Amsterdam angereist und erhielten bei der Kontrolle einen Sticker für die Frontscheibe. Wahrscheinlich konnten die DFDS-Mitarbeitenden uns so direkt einsortieren für den Autobereich auf der Fähre nach Newcastle, von wo aus man die Haustierkabinen gut erreichen kann. Zumindest sahen wir viele der Leute auf dem Haustierdeck wieder, die vorher bei uns in der Nähe ihr Fahrzeug parkten.
Auf der Fähre angekommen hatte unser Hund Floki etwas Angst in dem Bereich, wo die Autos geparkt wurden – es war sehr laut und es wackelte ziemlich, da man quasi auf beweglichen Metallebenen stand und zwischen den Ebenen durchschauen konnte. Also haben wir ihn das kurze Stück zur Kabine getragen. Floki ist generell ein eher ängstlicher/skeptischer Typ, also hat uns das nicht wirklich erstaunt.
Haustier-Deck und Haustierkabinen
Für die Haustierkabinen ist ein eigenes Deck reserviert, d. h. dort sind alle Hunde mit ihren Menschen untergebracht. Begegnungen in den engen Gängen sind nicht zu vermeiden.
Die Kabinen sind recht klein und spärlich eingerichtet, für eine Nacht aber vollkommen ausreichend. Wir waren drei Menschen und ein Hund und haben deshalb nur drei der vier Einzelbetten (zwei davon sind zu Beginn hochgeklappt) genutzt. Handtücher und Bettwäsche werden gestellt. Es gibt ein Fenster (nicht zu öffnen), ein eigenes Bad mit Duschmöglichkeit und Toilette, einen kleinen Hocker, Haken für Jacken, einen Spiegel und eine kleine Ablage sowie einen Mülleimer. Für viel mehr ist kaum Platz in der Kabine, also nehmt nur das nötigste mit für die kurze Zeit an Bord.
In der Kabine ist es übrigens sehr laut, denn die Haustierkabinen liegen auf dem untersten Deck. Man hört die Alarmanlagen der Autos, den Motor des Schiffes und die Klimaanlage, die sich sehr viel Mühe gibt, den kleinen Raum zu kühlen. Auch hört man immer wieder Hunde jammern oder bellen, wenn sie in den Kabinen nebenan alleine gelassen werden oder wahrscheinlich einfach gestresst und überfordert sind.
Wichtig: Die Hunde dürfen die Kabine nicht verlassen, außer wenn sie auf den kleinen Tier-Außenbereich gehen, um sich zu erleichtern. Der Hund ist also nicht auf anderen Decks erlaubt, egal ob im Innen- oder Außenbereich.
Neben den Haustierkabinen gibt es noch die Möglichkeit einen Zwinger zu buchen, in dem sich der Hund aufhält, während der Mensch in einer anderen Kabine schläft. Für uns war das allerdings keine Option. Wir waren daher froh, dass wir bei der begrenzten Anzahl an Haustierkabinen noch eine buchen konnten.
Außenbereich für Hunde an Bord
Der Hunde-Außenbereich ist übersichtlich: Es gibt einen kleinen Bereich mit einem Kiesbett und einem Hydranten, der wohl Rüden animieren soll, und die Treppen hinauf ist ein etwas größerer Bereich mit Tischen und Bänken für die Menschen. Überall liegen Kunstrasen oder Matten mit Löchern. Je länger die Reise andauert, desto mehr riecht es dort natürlich, auch wenn der Bereich wohl immer regelmäßig desinfiziert wird. Wir sind übrigens mit der King Seaways gefahren, angeblich soll der Außenbereich auf der Princess Seaways noch kleiner sein.
Schön ist es nicht, aber ein kleiner Preis, den man zahlen muss, wenn man gemeinsam mit seinem Vierbeiner auf die Insel reisen möchte. Wir waren daher dankbar, dass es das überhaupt gibt. Floki hat es auch sehr schnell verstanden, dass das jetzt der Bereich ist, wo er sein Geschäft erledigen muss. Zum Glück hat er das Häufchen immer schon gemacht, ehe wir auf das Schiff gefahren sind, und dann bis zum nächsten Tag bis zum nächsten gewartet. Aber er neigte dazu, sein Bein immer an der Reling zu heben, die mit Grünzeug/Ranken aus Plastik verziert war, und wir mussten darauf achten, dass er nicht auf die Fährmitarbeitenden pinkelt, die auf dem Deck unter uns arbeiteten!
Was bietet das Schiff sonst noch (für Menschen)?
Der Rest des Schiffes ist wie gesagt für Hunde tabu. Also haben wir uns immer aufgeteilt, um die Fähre zu erkunden, damit einer bei unserem Hund Floki bleiben konnte. Es gibt zwei Kinos, einen Nachtclub mit Live-Programm und Bar, einen Spielbereich für Kinder und Erwachsene, einen Duty-Free-Shop etc.
Achtung: Es gibt kein kostenloses W-LAN an Bord und es dazuzubuchen ist nicht günstig. Wenn ihr das Paket nicht buchen wollt, dann schaltet euer Mobiltelefon am besten in den Flugmodus oder schaltet zumindest das Roaming aus, sonst kann es schnell teuer werden. Informiert auch eure Freunde und Familien zuhause, dass ihr während der Überfahrt auf der Nordsee eher offline sein werdet.
Reisekrank?
Es schaukelt schon sehr, wenn man auf hoher See ist, falls daher einer von euch Menschen unter Reisekrankheit leidet: Vor der Reise haben wir uns in der Apotheke beraten lassen und uns für hochdosierte Ingwerkapseln entschieden, die wir gut vertragen haben und die ihren Job taten. Sie machten wie angepriesen auch nicht müde. Anders verhält es sich wohl mit vielen anderen freiverkäuflichen Mitteln. Alternativ lasst euch etwas von einer medizinisch ausgebildeten Person verschreiben, das euch während der Reise hilft.
Tipps gegen Reisekrankheit auf der Website der TK
Essen mitten auf der Nordsee (für Menschen)
Abendessen: Es bietet sich an einen Platz in einem der Restaurants zu reservieren: Es gibt das Büfett-Restaurant „Explorer’s Kitchen“ und ein À-la-carte-Restaurant. Beachtet, dass das Schiff kein Bistro o. ä. hat, um schnell etwas zu kaufen, z. B. Pommes oder andere warme, herzhafte und sättigende Snacks. Es gibt nur eine Art Café-Bar mit süßen Sachen und diverse Orte für Getränke.
Wir hatten uns für das Buffet entschieden, was wirklich sehr zu empfehlen ist. Dort lassen sich Gerichte aus vielen Ecken der Welt probieren und es gibt genügend vegetarische und vegane Auswahl. Es wird immer wieder frisch nachgelegt und wir hatten bis zum Ende nichts vermisst. Das Zeitfenster zum Essen ist pro Buchung mit 1,5 Stunden wirklich ausreichend. Hinweis: Getränke sind extra zu zahlen.
Wenn man das vorher online bucht, gibt es darauf sogar Rabatt, wie oben erwähnt. Auch hier haben wir uns wieder aufgeteilt, damit der Hund nicht alleine bleiben muss.
Tipp
Versucht zum Frühstück zu gehen, sobald es aufmacht (ca. 7 Uhr). Dann könnt ihr euch noch einen Platz am Fenster aussuchen und es ist nicht ganz so hektisch. Später wird es akut voll und ist nicht mehr so entspannend.
Frühstück: Damit der Tag gut startet, haben wir auch das Frühstück gebucht, was ebenfalls als Buffet aufgebaut war. Es war eine Mischung aus britischem und kontinentalem Frühstück und hat für jeden Geschmack etwas dabei gehabt. Tee, Kaffee, Saft etc. wurden ebenfalls angeboten. Nach diesem Frühstück ging sicher niemand hungrig von Bord.
Fazit zur Fährfahrt mit Hund
Alles in allem hat unser Hund Floki hat das alles ganz super gemacht und die Überfahrt nach Newcastle gut überstanden. Solange wir in unserer Kabine waren, war er glücklich und zufrieden – es wurde geschlafen, gekuschelt, gespielt und gefuttert. Die Pipi-Pausen auf dem Außendeck waren nicht schön, aber insgesamt in Ordnung.
Längere Reisen mit diesem Schiff wären zwar nichts für unser Mensch-Hund-Team, aber für eine einzige Nachtfahrt würden wir das immer wieder so organisieren. Es ist insgesamt eine recht einfache Art, gemeinsam mit dem Hund in die Mitte oder den Norden der Insel zu reisen. Und wichtiger als die Überfahrt ist ja sowieso die Urlaubszeit mit dem Hund in Schottland.